Ernährung

Tunesische Landschildkröten sind reine Vegetarier.

In manchen Artikeln steht, sie kommen aus extrem kargen und trockenen Gebieten, wo es nur trockene Kräuter, Disteln, Dornen und ähnliches gibt und sie deshalb gezwungen sind, den heißen Sommer fastend zu verschlafen.

Die Realität sieht anders aus. Laut dem Schweizer Schildkrötenexperten Urs Jost, der die tunesischen Biotope bereist und erforscht hat, ist die tunesische Landschildkröte ein Kulturfolger. Überall dort, wo Landwirtschaft mit künstlicher Bewässerung betrieben wird, sind ganzjährig (also auch im Sommer) die meisten Schildkröten anzutreffen (siehe Urst Jost).

Na blöd werden sie sein! Wie im Schlaraffenland, ständig frisches Grünfutter an den mitbewässerten Feldrändern und Bademöglichkeiten, quasi Bedingungen wie im Terrarium.

Die eingangs erwähnten Artikel über die karge Kost haben natürlich insofern ihre Berechtigung, um durch die Überspitzung die verbreiteten verheerenden Fütterungsfehler der 60-er und 70-er Jahre ins Bewusstsein zu bringen. Damals wurden Schildkröten mit reiner Obstfütterung, Semmeln in Milch, Kopfsalat, Katzenfutter und ähnlichem millionenweise vorzeitig ins Jenseits befördert. Die Lebenserwartung einer Landschildkröte liegt bei der des Menschen und darüber, die Tiere von damals müssten also theoretisch alle noch am Leben sein!

Am besten ist gesammeltes Grünfutter (einschließlich Blüten) vom Garten und vom Wegrand, Löwenzahn, Breitwegerich, Spitzwegerich, Klee, Gänsedisteln, junge Brennesseln, Taubnesseln, Scharbockskraut, Gänseblümchen, Blätter von Laubbäumen, man kann eigentlich alles ausprobieren, was nicht giftig ist.

Den Überfluss im Frühjahr kann man für den Winter trocknen und das Kräuterheu in einem Papiersack aufheben. Ein getrockneter Gruß vom Frühjahr ist im Winter sehr beliebt. Was im Terrarium eintrocknet, wird ebenfalls später gerne gefressen.

Das Grünfutter - nicht das Heu ;-) - wird vor der Fütterung gewaschen und feucht verabreicht. Unser Tipp: Im Kühlschrank bleibt das Grünfutter länger frisch, wenn man die Blätter zuerst in Zeitungspapier wickelt und dann in einem Plastiksackerl im Kühlschrank aufbewahrt.

Um eine ausreichende Calziumversorgung sicherzustellen, sollte man sich einen Mörser zulegen, in dem man Tintenfischschulp (Sepiaschale) oder Eierschalen (von gekochten Eiern wegen der Salmonellengefahr) zu Pulver zermahlen und (einmal pro Woche) über das Futter streuen kann.

Im Winter gibt es Römersalat (auch Romana, Lattuga, Lattich oder Kochsalat genannt), Endivie, Rucola, Lollo Rosso, Catalogna (Riesenlöwenzahn), Zuchini, alles, was schön hart und bitter ist. Kein Kopfsalat, kein Eisbergsalat, kein Chinakohl, diese drei in Mengen führen mit Garantie zu Mangelerscheinungen.

Hier noch zwei gute Buchtipps zum Thema: the tortoise and turtle feeding manual von Andy C. Highfild und etwas wissenschaftlicher Ernährung von Landschildkröten von Dr. Caroline Dennert.